Stolpernd Zurückschauen

„Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist“.

„Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist“. Dieses Zitat aus dem Talmud liegt allen Verlegungen von Stolpersteinen für die Opfer der nationalsozialistischen Verbrechen zugrunde. Es ist ein Projekt des Künstlers Gunter Demnig, das an alle Verfolgten des nationalsozialistischen Regimes erinnert.

Genau diesem Vergessen wollen wir als Geschichtskurs, der von Herrn Baumjohann geleitet wird, entgegenwirken. Darum haben wir uns dafür entschieden, für zwei Opfer des Nationalsozialismus, Dr. Richard Hohenemser und seiner Frau Alice Hohenemser, geborene Salt, insgesamt zwei Stolpersteine zu verlegen. Ihr Schicksal spiegelt die Unmenschlichkeit der Bedrohung wider, die das Ehepaar zu einem tragischen Schritt veranlasste.

Denn Richard und Alice Hohenemser nahmen sich am 8. April 1942 das Leben, indem sie in ihrer Wohnung Gas ausströmen ließen. Entscheidend ist hierbei der Grund für ihren Suizid. Denn dieser Suizid fundierte auf der berechtigten Angst, dass eine Deportation in ein Konzentrationslager bevorstand. Um dieser zu entgehen, nahm sich das Ehepaar das Leben.

Frau Dr. Scheidemann, Historikerin und ehrenamtliches Mitglied der Stolpersteininitiative des Kirchenkreises Steglitz, wies uns auf dieses Ehepaar hin. Doch warum ausgerechnet dieses Ehepaar? Im Wesentlichen gibt es dafür zwei Gründe. Richard Hohenemser war Doktor der Musikwissenschaften und beschäftigte sich unter anderem eingehend mit dem Musiker Ludwig van Beethoven. Da Beethoven Namenspate unserer Schule ist, war dies für Frau Dr. Scheidemann ein Grund, uns auf dieses Ehepaar aufmerksam zu machen. Außerdem gibt es einen örtlichen Bezug: das Ehepaar Hohenemser lebte zuletzt in Berlin-Lankwitz in der Havensteinstraße 26. Auch wenn das Haus heutzutage nicht mehr steht, da es bei einem Luftangriff zerstört wurde, besteht aufgrund dieser Tatsachen alleine schon eine räumliche und thematische Verbindung mit unserer Schule.

Doch welche Bedingungen müssen für die Verlegung eines Stolpersteines erfüllt werden? Es muss eine detaillierte Biografie des Ehepaars erstellt werden. In diesem Fall können wir uns als Kurs glücklich schätzen, mit Frau Dr. Scheidemann nicht nur einen Kontakt zur Koordinierungsstelle der Berliner Stolpersteininitiative, sondern auch zu Archiven wie dem Landesarchiv und dem Zentrum Judaicum und möglicherweise auch zu Nachkommen des Ehepaars zu haben. Eine Urenkelin des Ehepaars Hohenemser konnte Frau Dr. Scheidemann bereits erfolgreich kontaktieren.

Ein Punkt, der geklärt werden muss, ist die Frage der Finanzierung der Stolpersteine. Die beiden Stolpersteine kosten zusammen 240 Euro. Dabei ist es von Vorteil, dass wir mit einem anderen Geschichtskurs kooperieren, der von Herrn Müller geleitet wird. Dieser könnte möglicherweise eine Finanzierung über das Blindenmuseum, bei dem er engagiert ist, anstoßen. Hintergrund ist die Tatsache, dass Dr. Richard Hohenemser selbst von Geburt an blind und später im Rahmen der Kriegsblindenfürsorge aktiv war. Hierdurch lässt sich ein enger Zusammenhang herstellen.

Sobald die Finanzierung geklärt, die Biografien und Gravuren formuliert und erfolgreich bei der Stolpersteininitiative eingereicht wurden, kann die konkrete Planung für die Verlegung der Stolpersteine erfolgen. Diese soll nach aktuellem Stand im Juni des kommenden Jahres stattfinden. Auch die Gestaltung der Stolpersteinverlegung erfordert eine eingehende Vorbereitung und Planung, die wir als Geschichtskurs in die Hand nehmen wollen. Wir werden einige Worte zum Gedenken und zu den Biographien des Ehepaares verfassen, Einladungskarten und Flyer erstellen und für Blumen und Kerzen zum Niederlegen sorgen. Zudem wird eine künstlerische bzw. musikalische Untermalung aus unserer Schülerschaft das Gedenken begleiten.

Dieser Weg wird für uns als Kurs sehr arbeitsintensiv werden. Doch wir sind davon überzeugt, dass dieser Weg der richtige ist, um die furchtbaren Verbrechen des Nationalsozialismus nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.

Bela, Ivana, Jule, Katharina, Nina und Polina für den
Ergänzungskurs Geschichte von Herrn Baumjohann

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