Festakt auf der Glienicker Brücke zum Jubiläum der Grenzöffnung

Ein kritische Retrospektive

Der Große Chor, der Oberstufenchor und Leistungskurs haben am 10. November mit dem Chor des Potsdamer Leibnitz-Gymnasiums auf der Glienicker Brücke gesungen und zum Festakt 30 Jahre Grenzöffnung eine großartige musikalische Leistung geboten.

Leider war die Veranstaltung schlecht organisiert und das einmal angedachte Programm trotz der von mir frühzeitig geäußerten Bedenken zusammengeschrumpft worden: keine Begrüßung der Choristen (und damit Würdigung ihres Engagements), keine Ansprachen (und damit Entkräftung des historischen Anlasses). Die geplante Absperrung war nicht durchdacht und funktionierte kaum, so dass die Chöre wie Ölsardinen nebeneinander stehen mussten und das Ganze bewundernswert meisterten. In diesem Bewußtsein fuhren wir mit den Bussen (dieser Service lief reibungslos) nach Hause, und es wurde auf dem Weg noch so manches Lied angestimmt.

Über den folgenden Link können Sie dazu den kritischen Bericht der Potsdamer Neuesten Nachrichten und die Reaktion der Verantworlichen lesen:

Potsdamer Neueste Nachrichten: Staatskanzlei ignorierte angeblich Hinweise von Beteiligten

Im Gegensatz zu den kritischen Stimmen, hat sich die Bezirksbürgermeisterin von Steglitz-Zehlendorf, Cerstin Richter-Kotowski, mit einem persönlichen Schreiben für den Auftritt und die Mühen bedankt, die die Chöre unserer Schule und des Leibniz-Gymnasiums auf sich genommen haben, den 30. Jahrestag des Mauerfalls auf der Glienicker Brücke mit Ihrem Gesang zu einem Klangerlebnis zu machen.
Das vollständige Schreiben ist hier als PDF (ca. 2,13 MB) zum Nachlesen verfügbar.

Dr. Christian Bährens


Und wir sind dabei!

von Emma de Bourdeille

Mehrere Monate haben unsere Chöre für das große Singen auf der Glienicker Brücke geprobt. Die Wochen vergingen und schließlich ist der 10.November gekommen. Um 15.00 Uhr treffen wir uns in der Mätthauskirche für das Einsingen und die Generalprobe mit unserem Superchor, bestehend aus 250 Schülern und Schülerinnen unserer Schule.
Gestaffelt fahren dann ab 16.30 Uhr die vier Busse Richtung Potsdam und schon hier sind wir alle bester Stimmung. Ich kann zwar nur vom Bus des 10. Jahrgangs berichten, aber hier geht es zumindest drunter und drüber und mich wundert es im Nachhinein, dass wir nach dem ganzem Singen, Reden und Lachen im Bus auf der Brücke noch schön singen konnten.

Warum wir überhaupt an einem Sonntagnachmittag zum Singen zur Glienicker Brücke fahren? Einen Tag nach dem Mauerfall in Berlin wurde am 10. November 1989 die Glienicker Brücke um 18.00 Uhr geöffnet. Am 10. November 2019, also genau 30 Jahre später, finden sich über 1000 Menschen zum Gedenken an dieses historische Ereignis an diesem historischen Ort ein – und wir haben die Ehre auf dem Programm des heutigen Abends zustehen.
Die ehemalige Seite der DDR (Potsdam) ist grün angestrahlt, die Seite Westberlins blau. In der Mitte des Bauwerkes trennt die Farben eine rote Strahlenwand – die Grenze. An den Seiten der Brücke sind große Leinwände aufgestellt, auf welchen man Agentenaustäusche verfolgen und den Moment der Öffnung bestaunen kann.

Die Nacht ist kühl und klar, der Mond steht hell am Himmel. Doch kalt wird einem bei dem Gedränge ganz sicher nicht. Herr Bährens probiert zwar den Überblick zu behalten, was sich jedoch als sehr viel schwieriger erweist als gedacht, ganz ohne Megaphon in einer Menge von erwartungsfreudigem Publikum. Irgendwie schaffen wir es dann aber doch und stehen schließlich dicht an dicht mitten auf der Brücke, vor uns Herr Bährens auf einer kleinen Leiter. Um punkt 18.00 Uhr stimmen wir die „Ode an die Freude“ von dem Namensgeber unseres Gymnasiums, Beethoven, an. Und selbst uns, die wir die Teilung Deutschlands nie miterlebt haben, lässt dieser Moment nicht kalt. Mit tausenden von Menschen, die emotionale Erinnerungen an die Zeit der Teilung und der Wiedervereinigung haben, 30 Jahre nach besagter Wiedervereinigung Zeilen wie „alle Menschen werden Brüder, wo dein sanfter Flügel weilt“ zu singen, ist etwas besonders, etwas das einen berührt und einem das wunderbare Gefühl von Gemeinschaft gibt. Bei so manchen Zuhörern glitzern die Augen verdächtig und als dann während des Gesanges die rote Strahlenwand sich auffächert und
damit beide Seiten der Brücke vereint werden jubeln alle. Danach stimmen wir „I have a dream“ an und diesmal wird uns, sofern das aufgrund der fehlenden Beschallungsanlage möglich ist, nur zugehört. Vierstimmig singen wir von dem Traum, dass Frieden auf Erde Wirklichkeit wird, dass Hoffnung und Freiheit läuten und jede Spur von Angst verschwunden sei. Denn auch wenn wir nur seit 30 Jahren ein vereinigtes, demokratisches Deutschland sind – Friede und Freiheit herrschen bei weitem nicht überall. Somit hat dieses Lied die Freude über das Jubiläum der Wiedervereinigung mit dem Blick auf die Zukunft, der genauso wichtig ist wie die Erinnerung an die Vergangenheit, und wie wir uns diese Zukunft wünschen, gelenkt.
Nachdem der letzte Ton verklungen ist, wird kräftig applaudiert. 250 Schüler und Schülerinnen probieren wieder von der Brücke runterzukommen, Freunde und Familie werden gesucht, Besucher und Besucherinnen warten auf weitere Programmpunkte. Nach viel Vorbereitung, haben wir es nun geschafft. Es war für uns alle ein besonderes Erlebnis bei diesem wichtigen Jubiläum mitwirken zu dürfen.

Was war das Schönste an diesem Abend für dich?

„Das Schönste war das Gefühl von Zusammenhalt“

Mädchen, 9. Jahrgang

 

„Es war zwar sehr voll, aber die Atmosphäre war schön“

Mädchen, 9. Jahrgang

 

„Die Busfahrt war das Beste – da haben alle Faxen gemacht und es war warm“

Junge, 10. Jahrgang

 

Ist es, und wenn ja warum ist es wichtig, dass sich auch unsere Generation an die Trennung erinnert und den Mauerfall feiert?

„Es ist auf jeden Fall wichtig, denn der Mauerfall und das Gedenken an diesen ist ein Symbol
für Freiheit und Demokratie“

Junge, 10. Jahrgang

 

„Damit so etwas nicht noch mal passiert, muss sich auch unsere Generation daran erinnern.“

Junge, 8. Jahrgang

 

„Man muss sich daran erinnern, weil Mauern immer schlecht sind – Menschen sollten nicht
getrennt werden. Ein so starker Einschnitt ins Leben darf vom Staat nicht vorgenommen
werden!“

Junge, 10. Jahrgang

 

Hast du, auch wenn du die Teilung Deutschlands nie miterlebt hast, eine emotionale Beziehung zu diesem Thema?

„Eher nicht“

Mädchen, 10. Jahrgang

 

„Ohne Wiedervereinigung, wäre ich jetzt nicht hier“

Junge, 10. Jahrgang

 

„Berührt natürlich, aber eine richtige emotionale Beziehung zu dem habe ich nicht“

Junge, 8. Jahrgang

 

Zurück