Der erste Spanienaustausch mit der Schule „L’Om“

in Picassent/Valencia im April 2011


Seit mittlerweile drei Jahren kann man an der Beethoven-Schule Spanisch als 3. Fremdsprache lernen. Im Schuljahr 2010/11 hatten die Schüler der beiden Spanischwahlfachkurse der diesjährigen 9. Klassen das erste Mal die Gelegenheit an dem Spanienaustausch mit unserer neuen Partnerschule „L’Om“ in Picassent/ Valencia teilzunehmen. Zusammen mit den Spanischlehrerinnen Frau Döhl und Frau Schlimm sind 14 Schülerinnen und Schüler im April 2011 eine Woche bei den spanischen Gastfamilien gewesen. Über die Zeit in Picassent haben Merlin (9a), Kaja (9c) und Max (9d) die folgenden Artikel verfasst. Noch ist der Austausch zur Freude aller Beteiligten nicht vorbei, denn die spanische Gruppe kommt Ende Oktober 2011 für eine Woche nach Deutschland. Wir sind gespannt auf die Zeit mit der spanischen Austauschgruppe hier in Berlin.                        

Frau Döhl


Spanienaustausch 2011: Ein Bericht von Merlin Joswich, 9a


Als wir eineinhalb Wochen vor Beginn der Osterferien zu unserem Austausch nach Picassent (eine kleine Stadt in der Nähe von Valencia) aufbrachen, waren wohl die meisten von uns der spanischen Kultur gegenüber etwas voreingenommen. Doch schon nach den ersten Tagen spanischem Kleinstadtflair stellte sich heraus, dass die spanische Kultur noch viel mehr zu bieten hatte als Paella und Fußball.
Als wir in Valencia am frühen Abend landeten und unsere Koffer hatten, trauten wir kaum unseren Augen, denn hinter der Sicherheitsschleuse machten fünfzehn Spanier mit ihren Familien einen riesigen Hype um etwas, wonach wir uns zuerst umschauten, ob etwa irgendein Prominenter mit uns gereist war. Wir kamen dann aber zu dem Schluss, dass es unsere Austauschschüler waren und wir der Grund für diesen Hype waren. Leicht verunsichert gingen wir durch die Schleuse und sahen dann, wie die meist eher kleinen Spanier sich zwischen uns hindurch schlängelten und ihre Partner suchten. Nachdem alle ihre Partner gefunden hatten und eine kurze Ansprache gehalten wurde, fuhren einige direkt nach Picassent, andere standen der schweren Aufgabe gegenüber, einkaufen zu gehen. Die meisten Spanier sprachen kaum Englisch und deren Eltern meist noch viel weniger bis gar nicht, weshalb wir dann notgedrungen auf unsere nicht ganz perfekten Spanischkenntnisse zurückgreifen mussten.
Nachdem wir uns alle meist am selben Abend noch gesund und munter gesehen hatten, war dann die erste Anspannung überwunden. Nun folgten Exkursionen, z.B nach Valencia, ins  größte Aquarium Europas, in das Naturschutzgebiet l‘Albufera und in eine Orangenfabrik. Die Exkursionen waren so geplant, dass wir meist gegen 14.30 Uhr wieder an der Schule waren und von unseren Austauschschülern abgeholt wurden. Dann hatten wir Freizeit bzw. Programm von und mit unseren Spaniern. Das komplette Wochenende stand zu unserer freien Verfügung, was wir am Samstag auch mit einem Strandbesuch bei 33 ° Celsius ausnutzten, um uns von den anstrengenden Exkursionen bei großer Hitze zu erholen bzw. auf die noch kommenden vorzubereiten. Am Sonntag waren meist  Familientreffen unserer Gasteltern mit ihrer Verwandtschaft in ihren Landhäusern angesetzt, wohin wir sie begleiteten.
Auch kulinarisch gab es einige neue Erfahrungen. So essen die Spanier z.B. auch nicht jeden zweiten Tag Paella oder Fisch, sondern „tendieren“, vor allem was das Mittagessen angeht, sehr stark zu Baguette. Das sogenannte bocadillo wird dann mit allen möglichen Zutaten wie Bratkartoffeln, dazu Spiegelei und Schinken oder spanischem Omelette gefüllt. Oft wird es auch als Beilage zum Abendbrot gereicht. Zu Abend isst der Spanier allerdings selten vor 22 Uhr. Im Gegensatz zur deutschen Esskultur essen die Spanier, wenn überhaupt, nur ein sehr kleines Frühstück, wie eine Tasse Cornflakes. Dafür essen sie, allerdings oft über den Tag verteilt, viele Kleinigkeiten wie z.B. Joghurts. Das Mittagessen findet wie bei uns nach Schulschluss statt, also gegen 15 Uhr. Auffällig für mich war, dass bei allen Mahlzeiten kaum gesprochen wurde, sondern immer Fernsehen geschaut wurde.
Am Tag des Abschieds waren wir zwiegespalten, ein Teil von uns wollte länger bleiben, der andere Teil hatte Sehnsucht nach zu Hause. Allerdings waren sich alle einig, dass wir vor allem das spanische Wetter und die Freundlichkeit der Menschen vermissen würden. Allerdings kam es bei den spanischen Mädchen zu vielen Abschiedstränen, vor allem als wir dann doch nach der sechsten Verabschiedung durch die Schleuse gingen und aus ihrem Sichtfeld verschwanden. Vielleicht lag es aber auch daran, dass sie nun zurück in die Schule mussten, denn es war schon lange nach 8 Uhr, mitten in der Woche.
Zusammenfassend kann ich nur hoffen, dass so ein Austausch noch einmal zustande kommt.


Spanienaustausch 2011: Ein Bericht von Kaja Klapsa, 9c


Nervös hatten wir alle ein bisschen. Ein fremdes Land, fremde Leute, eine fremde Kultur. Alleine in einer Gastfamilie zu wohnen, mit Menschen, die wir noch nie davor gesehen hatten. Sich mit nur der Sprache verständigen zu können, die wir seit noch nicht mal zwei Jahren lernten. Der erste Spanischkurs an der Beethoven-Schule zu sein, der ins Flugzeug steigt und für eine Woche nach Valencia fliegt.
Aber andererseits freuten wir uns auch riesig auf das sonnige Spanien und auf eine Woche Abenteuer im Unbekannten. Auf die paar Tage, wo wir raus aus dem kalten, grauen Berlin in einen andere Welt eintauchen würden. Und dann saßen wir im Flugzeug nach Valencia…

Mittwoch, 06.04.2011

Mittwochmittag ging’s los. Wir flogen erst mal nach Mallorca, von wo wir nach einer Stunde Zwischenstopp weiter nach Valencia flogen. Der Flug verlief gut, niemand hatte Flugangst, musste sich übergeben oder ist aus dem Fenster gefallen. Als wir kurz vor der Landung in Valencia waren und wussten, dass unsere Gastfamilien uns am Flughafen empfangen würden, bekamen wir leichte Bitte-nicht-landen-Gefühle“. Als wir ausstiegen, entdeckten wir sie dann strahlend winkend hinter einer Scheibe. Oh nein, war unser erster Gedanke. Weg. Schnell. Zurück ins Flugzeug. Wir gingen ganz langsam in ihre Richtung. Verunsichert standen wir nun vor Ihnen. Sie redeten und lachten laut und überlegten, wer zu wem gehört. Wir standen nur da, sahen ein bisschen nervös in die verschiedenen Gesichter, auf der Suche nach unserem Austauschpartner. Kaum hatten sie uns entdeckt, kamen die Spanier fröhlich auf uns zu und gleich begrüßten sie uns mit Küsschen links, Küsschen rechts. Mit der ganzen Familie hintereinander. Das hat uns erstaunt, in Deutschland würde man sich höchstens die Hand geben. 
Zuhause angekommen aßen wir erst mal warm zu Abend. Die Wohnungen oder Häuser, casas genannt, waren alle relativ schön und gemütlich eingerichtet, die meisten Schüler hatten ihr eigenes Zimmer. Alles war gefließt und überall hingen große Kommunionsfotos an den Wänden, sonst sah es ähnlich aus wie bei uns. Als wir dann nach der Reise, dem Auspacken und nach dem Essen ziemlich geschafft aufs Schlafen hofften, wurden einige noch gefragt, ob sie nicht noch ein bisschen raus gehen möchten oder Fernsehen wollen - es war 23.00 Uhr! Die meisten haben höflich abgelehnt, doch es gab auch einige die mit ihren Familien bis 24.00 Uhr Spongebob oder die Simpsons gesehen haben.

Donnerstag, 07.04.2011

Gleich am ersten Tag trafen wir uns alle um Punkt acht an der Schule. Ich wurde z.B. geweckt, indem meine Austauschschülerin um halb acht in mein Zimmer kam und sagte, dass wir gleich frühstücken werden. Ich zog mich schnell an, wir aßen und mussten los. Keine Minute Zeit, um ins Bad zu gehen. Ab da stellte ich mir immer einen Wecker, um mir wenigstens die Zähne putzen zu können.
Die meisten wohnten in der Nähe der Schule und brauchten nur ein paar Minuten zu Fuß. Die Schule ist erst vor 5 Jahre renoviert worden und ist modern eingerichtet. Wie in den casas waren überall Fliesen und der Fußboden glänzte vor Sauberkeit. Erst mal begrüßten uns die spanischen Lehrer freundlich. Verwundert hat uns, dass die Schüler die Lehrer duzen und Ihnen „ Tonio, komm mal bitte kurz“ zurufen, wenn sie etwas nicht verstanden haben. Wir wurden in Gruppen aufgeteilt und sollten uns gegenseitig vorstellen. Als die Stunde zu Ende war, waren wir etwas verwirrt, denn plötzlich ertönte aus allen Lautsprechern ein Lied. Uns wurde erklärt, dass das doch die Schulklingel sei.
Nach zwei Stunden Unterricht verließen wir das Schulgebäude und gingen alle zu der Metrostation von Picassent. Von dort aus fuhren wir ca. 40 Minuten in die Innenstadt von Valencia.  Schon seit unserer Ankunft hatten wir wunderschönes Wetter, nach der so lang anhaltenden Kälte, die in Berlin herrschte, war es erlösend in kurzen Hosen und T-Shirts durch die Straßen zu laufen.
Wir schauten uns die wichtigsten Sehenswürdigkeiten an, z.B. gingen wir zu einer der größten Markthallen Spaniens, zum Mercado Central. In ihr wird vor allem Fleisch, Fisch und Gemüse verkauft. Besonders die riesige Fischabteilung mit all den verschiedenen Fischsorten und Meerestiere war beeindruckend. Einiges war auch etwas erschreckend, an vielen Fleischständen konnte man sich ein Schafsgehirn oder einen Schweinekopf mit Ohren, Nase und Augen kaufen.
Außerdem besuchten wir die Kathedrale von Valencia, das wichtigste und meistbesuchte Gebäude der Stadt. Der Bau der Kirche begann im 13. Jahrhundert und wurde erst vor circa 200 Jahren beendet. Danach sahen wir noch den Bahnhof (Estacion del Norte), der von außen zu den schönsten Bahnhofsgebäuden in Europa gehört.
Direkt neben dem Bahnhof befindet sich eine riesige Stierkampfarana (Plaza de Toros) mit etwa 17.000 Zuschauerplätzen. Anschließend stiegen wir noch auf den Turm Miguelete; er ist eines der Wahrzeichen der Stadt. Von oben hatte man einen schönen Blick über ganz Valencia. Wir schauten uns noch ein paar weitere Sehenswürdigkeiten an, spazierten durch die kleinen Gassen in der Altstadt und gingen in Souvenirshops und Eisdielen.
Nachmittags fuhren wir dann zurück zur Schule, von wo wir dann mit unseren Austauschschülern nach Hause gingen. Valencia hatte einen guten Eindruck auf uns gemacht.
Danach sollten alle, also die Spanier und wir zusammen, Picassent erkunden. Im Spanischen ist die Bezeichnung für Dorf pueblo und so wurde auch Picassent genannt. Wir erfuhren, dass die spanische Jugend sich öfters einfach vor den Häusern trifft, dann laufen sie durch die Straßen, gehen in Läden, ins Café, auf den riesigen Sportplatz. Alles schön beleuchtet, sitzt man in einer angenehmen Temperatur zwischen den Palmen und unterhält sich. Dauernd kommen Leute vorbei, die man kennt, man begrüßt sich, wechselt ein paar Worte, geht weiter.
Darum beneideten wir die Spanier alle, wenn wir in Deutschland abends aus dem Haus gehen, ist es kalt und dunkel und man müsste lange suchen, um einen Bekannten zu treffen.
Außerdem würden viele Eltern es nicht erlauben, noch nach 22.00 Uhr rauszugehen. Die spanischen Eltern hingegen sind da lockerer drauf, man darf, ohne zu sagen warum und wohin, einfach die casa, das Haus, verlassen und rausgehen. 
Ich persönlich mochte das sehr, als wir alle zusammen durch pueblo gelaufen sind. Danach ging jeder in seine casa und aß zu Abend, was übrigens auch immer eine warme Mahlzeit war. Meistens wurde erst gegen 22.00 Uhr gegessen und man ging zwischen 23.00 Uhr und Mitternacht ins Bett.

Freitag, 08.04.2011

Um acht trafen wir uns wieder alle in der Schule. Diesmal war Englischunterricht angesagt. Wie schon am Tag davor, sollten wir über uns erzählen, aber diesmal auf Englisch.  Als die Spanier angefangen hatten zu sprechen, waren wir echt verblüfft. Sie konnten kaum sprechen! Wir fragten sie, seit wann sie Englisch lernten, sie kamen uns vor wie im 2. Lernjahr. Doch sie lernten schon seit der ersten Klasse in der Grundschule. Wir konnten es nicht glauben, wie man auf so einem Niveau sein kann. Aber für uns war das gerade gut, jetzt waren wir gezwungen, Spanisch zu sprechen.
Die nächste Unterrichtsstunde war für uns zum Spanischlernen gedacht. Zwei freundliche Lehrer hatten Aufgaben für uns vorbereitet und wir haben auch Hausaufgaben zu der nächsten Stunde aufbekommen. Unseren „wirklichen“ Spanischunterricht hatten wir jedoch jeden Tag 24 Stunden in und mit unseren Gastfamilien. Wir waren erstaunt, wie viel wir jeden Tag dazulernten.
Nach der Schule machten wir einen Ausflug zum l´oceanogràfic, dem größten Aquarium Europas. Mit 45000 Exemplaren von 500 verschiedenen Tierarten aller Kontinente war es ziemlich beeindruckend. Vor allem hat uns die unterhaltsame Delfinshow gefallen. Dann machten wir mit den spanischen Austauschschülern ein kleines Picknick im Grünen und liehen uns 3-er bzw. 4-er Fahrräder aus, mit denen wir durch den großen Stadtpark von Valencia fuhren. 
Abends war fiesta, also Party angesagt. Die Spanier erzählten uns, dass sie jeden Freitag und Samstag bis nach Mitternacht unterwegs sind. Wir waren alle ziemlich müde, weil wir dauernd etwas unternahmen, spät ins Bett gingen und früh aufstanden. Aber die Austauschschüler bestanden darauf, dass wir sie heute begleiten würden. Wir gingen in eine Bar, wo sie Billard spielten und wir, an die Wand gelehnt, ihnen zuschauten und uns unterhielten. Uns ist aufgefallen, dass Spanier ziemlich laut, viel und schnell reden. Im Bus, im Café, beim Einkaufen, überall war es viel, viel lauter als in Deutschland. Außerdem sind sie sehr kontaktfreudig, sie sprechen einen ohne Hemmungen an, sind offen und selbstbewusst. Manchmal saßen wir im Bus und fremde Leute haben uns angesprochen, haben gefragt, wo wir denn herkommen und was wir hier so machen. Wir unterhielten uns nett mit ihnen, es war das Normalste der Welt. Wenn dich hier jemand in der S-Bahn anquatscht, denkt man gleich er ist verrückt oder wenn man mal etwas lauter redet, werfen sie dir gleich alle böse Blicke zu. Naja, andere Länder, andere Sitten. Hier kamen uns die Leute etwas offener, fröhlicher, hemmungsloser vor als in Deutschland.

Samstag, 09.04.2011

Das Wochenende verbrachten wir ohne die Lehrer, nur mit unserer Gruppe und der Familie. Samstag war ein sehr heißer Tag, um die 30 Grad, obwohl es erst April war. Aber uns passte das gut, denn heute war Strand angesagt. Wir verbrachten einen wunderschönen Tag an dem sandigen, sauberen Strand von Valencia. Wir fühlten uns wie im Hochsommer im Urlaub.  Nachmittags fuhren wir zurück nach Hause, in unsere casas. Unterwegs fiel uns auf, dass es bei vielen Ampeln eine Anzeige gibt, wie viele Sekunden man noch Zeit hat. Die Spanier geben sich echt Mühe, den Leuten das Leben zu vereinfachen, z.B. auch bei unterirdischen Parkplätzen. Dort wird einem bei der Einfahrt genau angezeigt, wo und welche Parkplätze frei sind. So muss man nicht, wie bei uns, ewig rumkurven, um was zu finden.
Nachmittags konnten die meisten eine lang ersehnte siesta, also Mittagspause machen. Aber einige, z.B. ich, hatten leider nicht die Möglichkeit. Auf mich wartete eine Shoppingtour mit der Familie. Wir fuhren in ein riesiges Einkaufszentrum und schleppten uns von einem Laden zum nächsten. Ich entdeckte ein paar mir unbekannte Läden, aber sonst musste ich enttäuscht feststellen, dass es im Großen und Ganzen genau das gleiche ist wie hier in Berlin. Um zehn waren wir alle in einer bar de bocadillos, also Sandwich-Bar verabredet. Die so genannten bocadillos, also Baguettes mit Belag, sind hier sehr verbreitet. Jeder  von uns bekam jeden Tag ein Stück Baguette mit Käse, Wurst, oft auch mehreren Sorten Fleisch in Alufolie verpackt mit in die Schule. Einige hatten auch Rührei oder Öl auf ihrem Brot. Zuhause aß man auch nur diese bocadillos oder Toastbrot. Vollkornbrot oder gar Schwarzbrot kannten sie nicht.
 Neben dem Frühstuck, dem warmen Mittagessen und Abendessen, die immer sehr umfangreich waren, gab es noch dauernd Zwischensnacks. So kam es dazu, dass wir öfters am Tisch saßen und kaum Hunger hatten. Doch man konnte das Essen einfach nicht stehen lassen, die einen erwartungsvoll und auch nicht selten stolz anschauenden Spanier enttäuschen! Vor allem, wenn sie die Paella, eine Reispfanne mit Gemüse und Reis, zubereitet hatten. Es ist ein typisch valencianisches  Leibgericht und ihr ganzer Stolz. Meine Gastmutter hatte mich sogar aufgefordert die Paella mit ihr zusammen als Andenken zu fotografieren.


Sonntag, 10.04.2011

Sonntag war, wie immer bei den Spaniern, Familientag. Man besucht die vielen Verwandten und isst zusammen zu Mittag. Natürlich Paella. Man redet laut, lacht, erzählt. Die Spanier wirkten auf uns sehr gesellig, immer waren sie in Gruppen unterwegs. Sie hatten große Freundeskreise, riesige Familien, dauernd jemand um sich herum. Ich glaube, dass Einsamkeit für sie das Schlimmste ist. Auch als am ersten Tag uns unsere Zimmer gezeigt wurden, wurde uns angeboten, dass der Austauschschüler mit im Zimmer schläft. Obwohl er ein eigenes hat. Sie waren dann überrascht, als man ihnen versuchte zu erklären, dass man doch lieber alleine schlafen würde.

Montag, 11.04.2011
Heute waren wir wieder in der Schule. Was uns diesmal verwundert hat, war die Tatsache, dass, wenn die Schüler an einem Tag Sport haben, sie gleich in Sportsachen zur Schule kommen. Nach ein paar Unterrichtsstunden haben wir in Picassent ein typisches herrschaftliches Haus besucht. Denn eine Lehrerin der spanischen Schule hat in das Haus ihrer zur Besichtigung eingeladen. Sie stammt aus einer reichen und angesehenen Familie und das Haus sah auch dementsprechend aus. Wie in einem Museum führte sie uns zwischen all den teuren Möbeln herum. In Deutschland unvorstellbar. 
Danach gingen wir in unsere casas fürs Mittagessen, das übrigens fast immer mit Fleisch und auch  ziemlich reichhaltig und fettig war. Am Nachmittag war ein Ausflug zu einer Orangenfabrik angesagt, wo man sehen konnte, welchen Weg die Orange geht, bis sie z.B. auch bei uns im Supermarkt landet, d.h. den Weg, wie sie sortiert, gewaschen, verpackt wird. Es war ganz interessant, aber die meisten Geräte waren zu der Zeit außer Betrieb, da die Orangenernte fast vorbei war.
Abends war Freizeit, die meisten verabredeten sich zum Shoppen.
Was auch noch erwähnt werden muss, ist die Tatsache, dass die Spanier nie wirklich einen Plan hatten. Soviel wird einfach spontan entschieden, wenn man grad Lust hat sich mit einer Freundin zu treffen, trifft man sich mit ihr. Die Kinder haben nicht so einen straffen Terminplaner, sie machen einfach das, wozu sie grade Lust haben. Wenn sie dann mal einen Plan für die nächsten Tage gemacht haben, hielten sie sich meistens eh nicht dran, deswegen waren Nachfragen „Was machen wir morgen?“ vollkommen unnütz. Unsere Austauschpartner konnten uns praktisch nur wahrheitsgemäß antworten, wenn man sie fragte, was wir JETZT machen würden, obwohl sie da auch öfters nicht Bescheid wussten. Manchmal standen wir 15 Minuten auf der Straße, die Austauschschüler diskutierten und wir standen nur da und fragten uns, was denn jetzt hier passiert. Am Anfang war das etwas nervig, nie konnten sie uns eine genaue Auskunft über den Tagesablauf geben, aber irgendwann fingen wir an, in den Tag hineinzuleben. Was kam, das kam. Wir standen auf, ohne zu wirklich zu wissen, was neben dem offiziellen Programm auf uns zukommt. Ohne jegliche Vorstellung erlebte man neue Dinge. Als wir bemerkten, dass es bei ihnen nie so war, wie wir dachten, dass es sein wird, hörten wir auf, darüber nachzudenken. Und das war wunderbar. Es einfach zu nehmen, wie es kommt. Ich dachte an einige Freundinnen aus Berlin zurück, wo man immer zwei Wochen, bevor man sich treffen will, anrufen muss. Bei solch einer Planung würden dich die Spanier aber komisch angucken.

Dienstag, 12.04.2011

Dienstag war schon eine etwas trübe Stimmung zu spüren, denn wir wussten, dass dies der letzte  Tag war. Nach der täglichen Schule sind wir mit einem extra gemieteten Reisebus zu einer großen Reisplantage im Naturschutzpark L'Albufera gefahren. Dort sind wir mit einem Boot über den Süßwassersee und durch die Kanäle gefahren, die zur Bewässerung dienten. Es war sehr entspannend, einfach mal nichts zu tun und sich durch die Natur gleiten zu lassen.
Nachmittags beschäftigte sich jeder damit, wozu er Lust hatte und abends war eine fiesta de despedida, ein Abschiedsfest angesagt. Chips essend saßen alle im Garten einer Spanierin, wir unterhielten uns oder sprangen Trampolin.

Mittwoch, 13.04.2011

Am Mittwoch wachten die meisten deprimiert auf, packten ihre Sachen und fuhren mit den Familien zum Flughafen. Alle waren wirklich traurig, ein paar haben sogar geweint.  Einige Deutsche wurden von ihren Spaniern in den Sommerferien eingeladen.
Die Woche verging wie im Flug und am letzten Tag waren wir uns alle einig, dass die Zeit wunderschön war und dass wir gar nicht zurück nach Hause wollen.  Es war immer sonnig und warm, alle Menschen herzlich und freundlich, jeder Tag war ein neues Abenteuer. Außerdem hatten uns die Spanier mit ihrer Lebensenergie, ihrer Spontanität und Lebhaftigkeit angesteckt.


Spanienaustausch 2011: Ein Bericht von Maximilian Jochim, 9d


Am Mittwochmittag war es endlich soweit. Wir, 14 Schüler und 2 Lehrerinnen,  stiegen in den Flieger, um als erste Spanischgruppe einen Austausch mit der Schülergruppe aus Picassent/ Valencia zu machen. Nach etwa 3 Stunden waren wir in Valencia gelandet. Erschöpft aber glücklich holten wir unser Gepäck vom Laufband, als uns unsere spanischen Austauschschüler plötzlich eine Geräuschkulisse boten, in deren Genuss ich persönlich bis zu dem Zeitpunkt noch nie gekommen war. Da standen sie hinter einer dicken Glaswand, riefen, schrien, sprangen und freuten sich. Aufregung kam beiderseits auf, die lange Flugzeit war vergessen und die erste Begegnung deutete auf eine energiegeladene Woche hin. Nach einer kurzen Einweisung und Vorstellung der Lehrer, ging jeder von uns seinen eigenen Weg mit der Gastfamilie. Die Autofahrt vom Flughafen in Valencia bis nach Picassent war schweigsam. Klar, auf die Fragen, ob mein Flug gut war und ob ich müde bin, konnte ich noch grad so 2x „sí“ antworten den Rest der Fahrt versteckte sich mein gesamtes Wissen über spanisches Vokabular und Grammatik jedoch unaufrufbar irgendwo in meinem Kopf. So war ich froh, in meinem neuen Zuhause angekommen zu sein und nach ausgiebiger Präsentation der Wohnung, meinen Koffer auspacken zu können. Fast fertig eingerichtet, klopfte meine Gastmutter an „meiner“ Tür und machte mich mit einem herzlichen Lächeln darauf aufmerksam, dass es Zeit zum Abendessen war. Zögerlich stand ich auf und setzte mich an den gedeckten Tisch. Die Familie saß zusammen und mir wurde ein voller Teller mit Fisch, Fleisch, Gemüse, Weißbrot und „jamón“ serviert. Brav kostete ich alles und kam ins Gespräch mit der Familie. Doppelte Konzentration war gefragt, zwar redeten meine Gastmutter, -vater-, -schwester und meine Austauschschülerin sehr deutlich und langsam für mich, allerdings zwang mich der ewig laufende Fernseher zu wiederholtem Nachfragen und „Puedes repetir por favor“ sagen. Ob Frühstück, Mittag- oder Abendessen, der Fernseher lief zu jeder Mahlzeit. Viel passierte an diesem Abend nicht mehr. Schnell schlief ich ein.

In der Regel machten wir Ausflüge, während unsere Gastschüler ihren normalen Schulalltag durchlebten. Bevor es losging, sammelten wir kurz Eindrücke des letzten Tages. Am ersten Tag hatte jeder natürlich besonders viel zu erzählen. Im Namen aller kann ich sagen, dass wir die Gastfamilien als äußerst herzlich und zuvorkommend empfunden haben. Im Nachhinein können wir uns als sehr glücklich schätzen, solch nette Gastgeber gehabt zu haben.

Der erste Ausflug war eine Stadttour durch Valencia. Der Mix aus mächtigen Gebäuden und vielen, kleinen Gassen macht die Stadt zu etwas sehr Eindrucksvollem und Detailreichem. Der Markt, den wir besuchten, bot Einblicke in die spanische Küche, dazu gehören auch Schweinehirne und Aale. Für uns Berliner wohl eher abschreckend, allerdings auf jeden Fall interessant anzuschauen. Wir besuchten alte Markthallen und hatten von einem hohen Kirchturm die perfekte Aussicht über die Stadt. Das gute Wetter rundete den lehrreichen Aufenthalt perfekt ab. Tag für Tag folgten weitere Unternehmungen, wie z.B. der Besuch des Oceanogràfic (Europas größtes Meeresmuseum), welcher uns allen in Erinnerung blieb. Als Höhepunkt galt die spektakuläre Delphinshow, die den Rest des Auqaristikparks für kurze Zeit wie leer fegte. Abgesehen von der Delphinshow hat man in diesem großflächigen, sehr begrünten Park die Möglichkeit, Meerestiere aus verschiedensten Gewässern kennenzulernen. Des Weiteren besuchten wir in einem Naturschutzgebiet ein Bioklärwerk. Nach einer interessanten Einführung in die Anlage folgte eine Bootstour. Einer meiner Favoriten, denn wer fährt nicht gern in einem Boot, mit neuen und alten Bekanntschaften, bei über 30 Grad durchs Wasser?

Von uns für eine amüsante Tandem-Fahrt genutzt, ist der Natur- und Freizeitpark in Valencia allgemein ein sehr beliebter Ausflugsort. Dieser Programmpunkt (mit den Austauschschülern) machte besonders viel Spaß. Wie verrückt fuhren wir auf den kutschenähnlichen Rädern und fühlten uns teils dazu hingezogen die Einheimischen auf das ein oder andere eigentlich notwendige Ausweichmanöver aufmerksam zu machen. Wir Deutschen haben es doch dann lieber etwas gesitteter. Da war der Aufenthalt in der Orangenplantage das geeignete Kontrastprogramm. Ein sehr freundlicher Mitarbeiter schilderte uns, während einer Führung durch die Fabrik, den Weg der Orange von der Ernte bis nach Deutschland. Ich sage bewusst Deutschland, weil diese Fabrik tatsächlich 75% ihrer Ernte nach Deutschland verschickt. Bevor die Orange jedoch bei meinem Sitznachbarn in der Brotbox landet, wird ihre Qualität von Mensch und Maschine beurteilt und die Orangen werden nach der Sortierung eingepackt.

Das war die Idee: morgens bis mittags Valencia erobern und nachmittags bis abends (auf Deutsch nachts) mit den Austauschschülern Zeit verbringen. Oft trafen wir uns nach den Ausflügen auf Plätzen in dem kleinen Vorort. War man also um 18 Uhr verabredet, so trafen die meisten um 18: 30 Uhr bis kurz vor 19 Uhr ein. Spanische Pünktlichkeit eben. Die Schule beginnt natürlich genauso wie bei uns um 8 Uhr, also um eine bestimmte Uhrzeit, zu der jeder anwesend sein muss. Handelt es sich allerdings um ein Treffen, dann kann man sicher sein, dass man bei einer „deutschen“ Verspätung in Spanien, als einer der ersten da ist. Sind dann tatsächlich alle anwesend, so macht man sich gemeinsam auf den Weg in die eigentlich nur fünf Minuten entfernte Eisdiele. Spanier haben es irgendwie an sich, plötzlich Gespräche anzufangen und einfach stehen zu bleiben. Ich wusste nie warum, aber aus unerklärlichen Gründen benötigten wir fast 10 Minuten länger für die Distanz. Wahrscheinlich ist das die spanische Gelassenheit, ich weiß es nicht. Man könnte fast denken, dass es durch diese Umstände auch zum späten Abendessen kommt. Erst um 23 Uhr, einer Uhrzeit, zu der die meisten von uns, zumindest unter der Woche schon im Bett liegen, wird zu Abend gegessen. Selbst die 5-jährige Schwester tobt um halb 12 noch mit ihrem Gummiball durch die Wohnung, während ich vor Müdigkeit schon Probleme hatte, beim „cena“ (Abendessen) wach zu bleiben. Nicht einmal die sehr lauten Gespräche unter der Familie machten mich wacher. Wieder typisch spanisch, es wird schnell und laut gesprochen, wahrscheinlich die beste Methode, den lauten Fernseher zu überstimmen.

Ich fühlte mich wohl in meinem neuen Zuhause. Mit jedem Tag kam ich meiner Gastfamilie näher und der Aufenthalt am Strand besiegelte schließlich die neu entstandenen Freundschaften. 34°, das Meer und gute Stimmung. So sah der erste Wochenendetag aus. Den Sonntag verbrachten die meisten von uns mit der ganzen Familie. Im Zweithaus in den Bergen wurde dann zum großen Paellaessen eingeladen. Das gesamte Wochenende verbrachten wir also mit unseren Gastfamilien und ohne die Lehrerinnen. Erst am Montag begegneten wir Frau Schlimm und Frau Döhl wieder in der Schule. Auch die letzten beiden Tage stand noch Programm an, bis es schließlich am Mittwoch früh zur Verabschiedung kam.

Das war sie unsere Reise nach Picassent. Zum Schluss kann ich sagen, dass es sich in allen Punkten voll ausgezahlt hat. Die Lehrerinnen können sicher sein, dass wir sehr viel Spanisch geredet haben. Der Austausch hat uns einen reellen Einblick  in den spanischen Alltag verschafft und im Gegensatz zu einem Hotelaufenthalt für reichlich Konfrontation mit der fremden Sprache gesorgt. Jeder von uns weiß nun mehr über die spanische Kultur, die wir in den sieben Tagen erlebt haben und jeder von uns kann sagen, dass er neue Freundschaften geschlossen hat. Spätestens bei der Ankunft im verregneten Berlin, wurde uns allen klar, dass uns der kleine Vorort Picassent und seine Bewohner auf jeden Fall in Erinnerung bleiben werden. Im Oktober gibt es ein Wiedersehen und die zukünftigen neunten Klassen dürfen sich jetzt schon auf ihren Austausch mit den Schülern von Picassent freuen.

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